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Der Löwe in der Heraldik

   
Der Löwe gehört, zusammen mit dem Leoparden und dem Adler, zu den häufig auf Wappen anzutreffenden Tieren, die zumeist Orte, Firmen oder Familien repräsentieren.

Bereits seit dem 13. Jahrhundert ist jeder Bürger berechtigt, ein Wappen zu führen. Heutzutage sind rund 90 Prozent aller anerkannten und zurückverfolgbaren Familienwappen bürgerlich. Es gibt zwei Möglichkeiten, wie ein Wappen rechtmäßig geführt werden kann. Zum einen kann ein bereits bestehendes, historisches Familienwappen angenommen werden. In diesem Fall muss die genealogische Herkunft nachgewiesen werden, also dass ein Verwandtschaftsverhältnis zum ursprünglichen Wappenstifter besteht. Andererseits ist es möglich, selbst ein Wappen zu stiften. Damit ist die Gestaltung und Registrierung eines neuen Wappens gemeint. Die Heraldik beziehungsweise Wappenlehre unterliegt strengen Regeln, die aus dem 12. Jahrhundert stammen und immer noch gültig sind. Wer sich ein Familienwappen erstellen lassen möchte, muss sicherstellen, dass dabei alle Regeln der Heraldik eingehalten werden. Nur so kann das gestaltete Wappen anschließend registriert und offiziell anerkannt werden.

Das Symbol des Löwen wurde von Beginn an aus nur einem Grund gewählt, jeder sollte sofort verstehen, was auf den Wappen zu sehen war. Im Mittelalter konnten viele Menschen nicht lesen, deswegen haben die Leute damals unter anderem Tierbilder ausgewählt, mit der Überzeugung, dass die Eigenschaften wie hier eines Löwen, z.B. Mut oder Wehrhaftigkeit, auf den Träger des Wappens übergehen.

Er kann einzeln auftreten oder als mehrere zusammen. Eine Besonderheit ist ein gestümmeltes Erscheinungsbild, d.h. Teile des Körpers, wie Kopf, Füße oder Krallen können abgerissen oder abgeschnitten dargestellt sein. Ein Kopf, der von vorne zu sehen ist, wird Gesicht genannt, der Oberteil des Kopfes Stirn. Die Tiere sind oft bekrönt, manchmal behalsbandet, bemaulkorbt, beglocket (Glocke um den Hals). Die Zähne, Krallen und der Schnabel werden Waffen genannt. Die Tiere können in jeder beliebigen Farbe auftreten, am häufigsten jedoch in der heraldischen Farbe (Tinktur), die der Naturfarbe am nächsten kommt. Das heißt für den Löwen Rot oder Gold, für den Adler Schwarz oder Rot, für den Elefanten Silber.

Die Heraldik kennt nur sechs Farben: Rot, Blau, Grün und Schwarz (als Farben), und Gold und Silber (als Metalle):

(Durch klicken auf die Farben erreicht man Erklärungen zur jeweiligen Farbe)


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Später kamen noch einige andere Farben hinzu, etwa Purpur, Braun und Orange, oder solche Exoten wie Eisengrau, Aschefarben und Fleischfarben.

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Für den Löwen gibt es unterschiedliche Darstellungsformen. Die beiden häufigsten Stellungen sind: 1.) steigend bzw. aufrecht (auf den Hinterbeinen stehend, einen Hinterfuß vorgesetzt, die Vorderfüße ungleich erhoben), 2.) schreitend oder auch gehend (einen Vorderfuß erhebend). Die steigende Darstellung gilt als Grundform und muss bei der Beschreibung eines Wappens (Blasonierung) nicht besonders angegeben (gemeldet) werden. Die Darstellung erfolgt von der Seite, d.h. im Profil, meist nach heraldisch rechts (in der Draufsicht links) gewendet. Bei den Vögeln ist die am häufigsten vorkommende Stellung auffliegend (mit ganz oder halb ausgebreiteten Flügeln), gefolgt von sitzend.

Löwe WappenLöwe, steigendLöwe WappenLöwe, schreitend

Über die Jahre wurde die Gestaltung von Löwen auf Wappen immer realistischer, früher eher spitz, heute mehr rund und natürlich. Der Rachen erscheint geöffnet, mit meist weit herausgeschlagener Zunge, die als eine geschwungene, vorn aufgebogene Linie dargestellt wird. Die Zähne sind sichtbar (mit Zähnen bewaffnet) und das Auge wild blickend. Der Körper des Löwen wird immer sehr schlank wiedergegeben, besonders das hintere Drittel erscheint oft sehr mager.

Der steigende Löwe wurde vor und im 14. Jahrhundert eher gerade dargestellt, entlang der Längsachse eines schmalen Schildes. Mit aufkommenden breiteren Schilden - ab dem 15. Jahrhundert – wurde die Form des Körpers eher ausgebogen und schwungreich dargestellt, manchmal regelrecht in Form einer Schlangenlinie. Der Platz des Schildes musste unter Vermeidung von Freiflächen möglichst dekorativ und ausgewogen gefüllt werden. In der Frühzeit der Heraldik erschien der Löwe gleichmäßig zottig auf dem Schild, später wurden nur die Mähnen betont, die den halben Körper bedecken können und üppig ausgeführt sind. Außer der Mähne werden nur noch die Füße zottig dargestellt.

Löwe Wappen Löwe, bis zum 14. Jhd.

Bild nach:
Eduard Freiherr von Sacken
Katechismus der Heraldik
Löwe Wappen Löwe, ab dem 15. Jhd.

Bild nach:
Eduard Freiherr von Sacken
Katechismus der Heraldik
         
Löwe Wappen Löwe, ab dem 17. Jhd.

Bild nach:
Eduard Freiherr von Sacken
Katechismus der Heraldik
  Löwe Wappen Löwe, ab dem 18. Jhd.

Die Pranken (Tatzen) des Löwen wurden in der frühen Heraldik mit drei Ballen in Form eines Kleeblatts ausgeführt, und einem vierten Ballen unterhalb, aus denen die Krallen (Waffen) hervorgehen. In der späteren Heraldik werden die vier Ballen mit den Krallen mehr vereinzelt und erscheinen weit ausgespreitzt.

Der Schwanz/Schweif des Löwen wird nahe an der Wurzel aufgebogen und verläuft parallel mit dem Körper aufwärts. In der Frühzeit der Heraldik erschien der Schweif sehr zottig, später, ab dem 14. Jahrhundert, ist er nur noch mit einzelnen nach auswärts stehenden Büscheln gestaltet, und die Endzottel (haarige Schwanzspitze) fällt einwärts, zum Körper des Löwen hin. Ab dem 15. Jahrhundert wird der Schweif häufig gespalten dargestellt, als Doppel- oder Dreifachschweif mit je eigener Endzottel und die Schweife sind wie ein Strick eingedreht. Das ist jedoch rein dekorativ, die Anzahl der Schwänze ist heraldisch ohne Bedeutung, und muss nicht besonders gemeldet werden. Dennoch haben sich bestimmte Ausführungen durchsetzen können. Man denke nur an den Hessischen Löwen und vor allem an den Böhmischen Löwen, wo sich der Doppelschweif bis heute erhalten hat, und bis heute im Wappen der Tschechei als doppelschwänzig angegeben wird. Das Endbüschel des Schwanzes kann eine andere Farbe haben, die als „gebüschelt“ beschrieben wird.

Löwe Böhmen Wappen Böhmischer Löwe    

Die heraldischen Farben des Löwen sind zunächst die Farben, die der Naturfarbe am nächsten kommen, also Rot oder Gold, die sehr häufig vorkommen. Seltener sind Schwarz oder Blau anzutreffen. Die Waffen (Krallen) sind meist andersfarbig dargestellt. In der Heraldik sagt man tingiert (was farblich abstechend und flächig ausgemalt heißt). Ist der Löwe in Metall (Silber, Gold) ausgeführt, erscheinen die Waffen in Farbe (z.B. Rot oder Blau). Wurde der Löwe in Farbe ausgeführt, erscheinen die Waffen in Metall. Grundsätzlich müssen die Farben der Waffen von der Feldfarbe abstechend ausgeführt werden. Zähne und Auge erscheinen in der Regel in Silber. Wenn die Farbe des Feldes Silber ist, müssen Zähne und Augen farbig dargestellt sein.

Tragen die Tiere eine Krone, wird eine einfache Reifkrone mit drei Blättern verwendet, ein ganzes in der Mitte, je ein halbes links und rechts. Geschlossene oder Bügelkronen dürfen nicht vorkommen. Die Krone sollte senkrecht auf dem Haupt sitzen. Das schräge Tragen der Krone kommt auch vor, ist aber eigentlich nicht erwünscht.

Die Unterscheidung zwischen Löwe und Leopard ist einfach, wenn auch nicht unbedingt nachzuvollziehen. Es geht nicht um die Körperform, ob eine Mähne vorhanden ist oder nicht, sondern einfach nur darum, ob das Tier den Betrachter des Wappens anschaut oder nicht. Ausgegangen wird von einem schreitenden Tier, auf drei Füßen stehend, den Vorderfuß erhoben, den inneren Hinterfuß ein wenig vorgesetzt, der Schweif über den Rücken zurück geschlagen. Wird der Betrachter durch das Tier angeschaut (hersehend), handelt es sich um einen Leoparden, geht der Blick seitwärts, ist es ein Löwe. Das hat zu einigen verwirrenden Bezeichnungen geführt: A) ein steigender, hersehender Löwe wird gelöwter Leopard genannt; B) ein schreitender, seitwärts blickender Löwe wird leopardierender Löwe genannt. Natürlich verführt der schlanke Körperbau des schreitenden Tieres, das, je mehr davon auf das Schild müssen, immer schlanker wird, dazu, es als Leopard zu bezeichnen, unabhängig davon ob das Tier herschaut oder nicht. Von daher wird A) manchmal auch leopardierender Löwe genannt, und B) gelöwter Leopard.

Löwe Wappen Löwe, schreitend
(leopardierender Löwe)
Löwe Wappen Leopard, schreitend
         
Löwe Wappen Löwe, steigend   Löwe Wappen gelöwter Leopard

Wie kommt es zu dieser eigenartigen Einteilung? Bis in die Spätantike gab es in Bulgarien und Nordost-Griechenland, in Nordafrika und Mesopotamien (heutiger Irak) Löwen, in Nordafrika und auf Zypern Leoparden und Anatolien sogar Tiger. Naturbeobachtung war bei den Römern nicht so sehr angesagt, so dass die Unterschiede zwischen den Tierarten nicht sonderlich bekannt waren. So kam es, dass die lateinische Bezeichnung für alle diese Groß-Raubkatzen „Panthera“ war, zu Deutsch: Pantier, der Panther. In der Heraldik kennt man den Panther als eine gemeine Figur ebenfalls. Er wird als ein feuerspeiendes, eher schlankes, manchmal auch geflügeltes Fabelwesen dargestellt, hat also heraldischen mit dem Löwen oder auch Leoparden nichts zu tun. Jedenfalls kannte man in der frühen Heraldik keinen Unterschied zwischen Löwen und Leoparden. Alles war Löwe. Durch das Aussterben der Raubkatzen in Europa, Nordafrika und Vorderasien verschwanden die Unterschiede ohnehin aus der Erinnerung und wurden Legende.

Panther Wappen Panther (Pantier)    

Die Ursache des Aussterbens waren aber nicht die römischen Zirkusspiele, die übrigens von Kaiser Nero radikal verboten wurden. Das Verschwinden aus den genannten Gebieten hat einen viel simpleren Grund: das Bevölkerungswachstum. Je mehr Menschen, desto mehr landwirtschaftliche Anbaufläche, desto weniger Steppe, Weide-, Gras- und Waldland, in dem die Beutetiere der Raubkatzen leben, genau so wie die Beutetiere von Wolf, Luchs und Bär. In der Zoologie sind die Großkatzen eine Unterfamilie der Katzen (Felidae), und werden noch heute „Pantherinae“ genannt. Die zugehörige Gattung der „Eigentlichen Großkatzen“ heißt bis heute „Panthera“ bezeichnet. Dazu gehören unter anderem der Löwe „Panthera Leo“, der Leopard „Panthera pardus“ und der Tiger „Panthera tigris“.
Quelle/Source: Jürgen Kaltschmitt, Volker Preuß, Wikipedia, Wikipedia, Katechismus der Heraldik
 
 
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