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Blau
Im Mittelalter wurde Blau als eine ungemischte, reine und mineralische Farbe aus Kobaltblau oder Ultramarin zum Malen verwendet. Beim Färben von Textilien kamen verschiedene Färbepflanzen zum Einsatz. Allerdings hatte das Blau, je nach dem welche Färbepflanze man verwendet hat, eine andere Färbung. Das konnten sein: Blauholz, Waid (für ein mittleres Blau) später auch Indigo, Holunderbeeren (für Rot-violett), Ritterspornblüten, Rotkraut (für Türkis), Alkanna und Blauholz (für Violett). Mit den in der napoleonischen Ära aufkommenden Flaggen als Symbol einer Nation, wurden viele Nationalflaggen geschaffen, die auch Blau enthielten. Die Flaggen aus dieser Zeit werden oft in Dunkelblau wiedergegeben, was darauf schließen lässt, dass nicht mehr nur das übliche Indigo als Farbstoff verwendet wurde, sondern das in dieser Zeit entwickelte auf chemischen Prozessen basierende Thénards-Blau (Kobaltblau). Die farblichen Unterschiede zwischen gemalten Farben und gefärbten Farben ist gerade bei Blau absolut offensichtlich. Es wird klar, dass vor dem Zeitalter der Industrialisierung, mit seinen chemischen Möglichkeiten, kaum Standards erreicht werden konnten, und es leicht nachvollziehbar, warum bei Blau so viele Farbschattierungen auftauchten. Bei Schwarzweiß-Darstellungen von Wappen oder plastischen Darstellungen von Wappen in Stein wird Blau durch feine waagerechte Linien dargestellt. Die Farbe Blau wird dem Planten Jupiter und dem Edelstein Saphir zugeordnet, und es steht für Treue und Beständigkeit. Heute werden der Farbe Blau – vor allem auf den Flaggen – Treue, Beständigkeit, der Himmel, die Hoffnung oder die Zukunft zugeordnet. Es wird gerne mit Wasser, Flüssen, Seen und Meer in Zusammenhang gebracht. Im europäischen Kulturkreis – und in der von ihm geprägten Welt – ist Blau die königliche, herrschaftliche Farbe, besonders jedoch in Frankreich und Großbritannien. In einigen Ländern, vor allem des ehemaligen Ostblocks, ist Blau die Farbe des Friedens. Hellblau ist die traditionelle Farbe der Mongolen, die sich über die Tataren bis auf einige der heutigen Turkvölker übertragen hat. Farbenpsychologisch wird Blau keine besondere Wirkung zugeschrieben. Es gilt als passiv, wird aber in Zusammenhang gebracht mit Beständigkeit, Wahrheit, Ruhe, Sicherheit, Distanz, Kühle und Treue. Warum ist Blau in europäischen Königshäusern heute oft die herrschaftliche Farbe, verwendet auf Flaggen, Wappen, Uniformen, Livreen, Überwürfen und Ordensbändern? Wilhelm, der Herzog der Normandie, (später der Eroberer genannt) hatte Thronansprüche auf das von angelsächsischen Königen beherrschte England angemeldet, die von dort – natürlich – zurückgewiesen wurden. Wie so häufig im Mittelalter waren die Thronansprüche beider Parteien rechtlich-dynastisch wohlbegründet. Und wie so häufig ging man damals davon aus, dass BEIDE Parteien Recht haben und Gott jetzt entscheiden müsse. Wie? Indem er dem, der tatsächlich Recht hat, den Sieg in der Schlacht verleiht. (Weswegen der militärisch Besiegte im Mittelalter meist Ruhe nach der Niederlage gab, den Gott war gegen ihn, weil er Unrecht hatte). Wilhelm wollte vor seiner Landung in England (1066 Schlacht bei Hastings) auf Nummer sicher gehen und beschuldigte den angelsächsischen König Englands kein Christ mehr, sondern vom Glauben abgefallen, also ein Ketzer zu sein. Er, Wilhelm, wolle in christlicher Heerfahrt England dem Glauben an Gott, dem Christentum zurück gewinnen. Dem Heiligen Vater in Rom, dem es wie üblich – dank umfangreicher Bauvorhaben – am nötigen Kleingeld mangelte, hörte dieses Bekenntnis zum Kreuzzug bereitwillig, nahm "einiges an Gold und Silber" als Zeichen des Respektes an, billigte diesen normannischen Kreuzzug, und übersandte Wilhelm eine kostbare Reliquie: ein Stück Stoff vom blauen Mantel der Heiligen Maria, der Muttergottes. (Sie wurde und wird sehr häufig im blauen Mantel dargestellt, weniger im weißen Überwurf oder dem gold-bestickten, roten Festgewand). Der nunmehrige Kreuzfahrer Wilhelm war höchst erfreut über diesen Gunstbeweis des Stellvertreters Gottes auf Erden und ließ seine längliche Standarte, seine persönliche Kommandoflagge für den Kreuzzug nach England, mit blauen Umrandungslinien versehen. Das kann man auf dem Teppich von Bayeux sehen. So wurde Blau zur "Royal Colour" nach der normannischen Eroberung Englands. Andere europäische Herrscherhäuser, Anjou, Bourbon, Savoyen, hatten Blau als Farbe gewählt bzw. erhalten, weil sie "von der Kirche" (nicht immer unbedingt aus Rom, das konnte auch von ranghohen Kirchenfürsten vor Ort erfolgen) mit stofflichen Reliquien geehrt worden waren, nämlich Stoff-Stücke vom blauen Mantel des heiligen St. Martin. Im Lauf der Zeit wurde das auch als "Marien-Blau" umgedeutet, um dem englischen Herrscherhaus keinesfalls nachgeordnet, sondern gleichgestellt zu sein. Natürlich ist Blau auch eine politische Farbe. Es wird im deutschen Sprachraum bevorzugt von rechtsliberalen Kräften benutzt. Quelle/Source:
Volker Preuß,
Jürgen Kaltschmitt,
Wappenkunde,
Flaggen-Atlas Erde,
Farbgestaltung,
Farbpsychologie bei www.grafixerin.com,
de.mittelalter.wikia.com
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