Schwarzrotgold als Kaiserfarben
Die Fahne
schwarzrotgold erscheint vielen von uns als ein republikanisches Symbol und
es gibt manchen, der im Herzen schwarzweißrot den Vorzug gibt. Dabei handelt
es sich um eine Nachwirkung unseligen Flaggenstreits zur Zeit der (gar nicht
vorbildhaften) Weimarer Republik.
Die Farben des alten Reiches waren schwarz und Gelb. Diese Farben kehren im
Doppeladler des Kaisertums Österreich wieder. - Zum Schwarz und Gelb-Gold
nahmen die Studenten beim Wartburgfest am 31.Oktober 1817 (300.Gedenktag von
Luthers Thesenanschlag) die Farbe rot. Dreifarbige Fahnen (Trikoloren) waren
modern und das Rot mag an die Rockaufschläge des preußischen Freikorps
Lützow und die damit in Verbindung stehende Urburschenschaft von Jena
gemahnt haben. Jedenfalls wollten die jugendlich bewegten Teilnehmer des
Wartburgfestes an die mittelalterlich Kaiserherrlichkeit erinnern, wozu die
Wartburg einlud. Schwarzrotgold sind also eigentlich Kaiserfarben.
Die Flagge schwarzrotgold taucht dann wieder im März 1848 auf den Barrikaden
und im Mai 1848, bei der Eröffnung der Nationalversammlung in der
Paulskirche auf. Bei seinem Umritt durch Berlin am 21. März 1848 trug König
Friedrich Wilhelm IV. eine schwarzrotgoldene Schärpe. Die
Paulskrichenverfassung sah für Deutschland ein konstitutionelles erbliches
Kaisertum vor und die Mehrheit entschied sich (nach Verabschiedung der
Verfassung) für den König von Preußen als erblichen Kaiser. Wie bekannt trat
die Verfassung nie in Kraft.
Das Reich von 1871 übernahm zwar mit dem demokratischen Wahlrecht (als
erstem großen Land der Welt; in den Vereinigten Staaten von Amerika war es
für die Schwarzen nicht durchgesetzt) auch manche anderen Dinge der
Reichsverfassung von 1849- aber (leider) nicht die Farben schwarzrotgold.
Für den nunmehrigen Kaiser Wilhelm I. und seine Umgebung waren sie allzu
stark mit der Revolution verbunden. Auch die übrigen deutschen Fürsten
hätten niemals diesem Symbol zugestimmt, war doch der Föderalismus der
Paulskirchenverfassung viel weniger ausgeprägt als in der Reichsverfassung
von 1871, die auf der Souveränität der Fürsten und Freien Städte beruhte.
Schwarzweißrot entstand 1867 als Flagge für den Norddeutschen Bund der
Verbindung des preußischen schwarzweiß mit dem rotweiß der Freien- und
Hansestädte Lübeck, Bremen und Hamburg (oder auch dem rotweiß der Provinz
Brandenburg). Im Artikel 55 der Reichsverfassung von 1871 heißt es: "Die
Flagge der Kriegs- und Handelsmarine ist schwarz-weiß-rot."
Die Flagge schwarzweißrot ist heraldisch untadelig und für mein Empfinden
ästhetisch überzeugend. Schwarzweißrot wirkt immer frisch, während das Gold
von schwarzrotgold oft verblaßt, wodurch die Flagge müde wirkt.
Schwarzweißrot kann man heute nur selten sehen (etwa bei der Wyker
Dampfschiffrederei, mit der man auf die Nordfriesischen Inseln gelangt, oder
der Binnenschiffrederei Büchting).
Respekt und hohes Ansehen hat sich diese Fahne zu allen Zeiten errungen,
insbesondere im 1.Weltkrieg. Es war die deutsche Kaiserflagge. Es war
töricht, daß sich die Minderheit, die
die Republik ausrief und dann hinter der Weimarer Reichsverfassung stand,
sich auf schwarzrotgold versteifte.
Der Jurist Hugo Preuß, der den Text der Reichsverfassung von 1919 entwarf,
hoffte auf ein Großdeutschland mit Einschluß Österreichs. Österreich nannte
sich nach dem Sturz des Hauses Habsburg zuerst "Deutschösterreich" und der
Artikel 1 der Verfassung lautete: "Deutsch-Österreich ist ein Teil der
deutschen Republik". Preuß glaubte, die Österreicher würden sich eher für
schwarzrotgold als schwarzweißrot begeistern. Auf Einspruch der Hansestädte
blieb die Handelsflagge schwarzweißrot mit einer kleinen schwarzrotgoldenen
Ecke. Schwarzrotgold blieb bis 1933 immer umstritten. Als sich die
demokratisch-republikanischen Parteien ab 1930 selbst aufgaben und an ihrer
Zukunft verzweifelten, war es mit schwarzweißrot vorbei.
Hitler hat nie in freien Wahlen die Mehrheit gewonnen (Adenauer und Kohl
erzielten bessere Wahlergebnisse). Er mußte auf die nationale Rechte, die
schwarzweißrot flaggte, Rücksicht nehmen. So galt von 1933 bis zum Verbot
1935 neben der roten Fahne der Nationalsozialisten schwarzweißrot.
Wäre der 20. Juli 1944 erfolgreich gewesen, hätte sich Deutschland
vermutlich zu dieser Flagge bekannt. Die tapferen Hitlergegner hielten
nichts von der an den Alliierten von Versailles, an den Totalitären und an
sich selbst gescheiterten Weimarer Politikern.
Für mich entscheidend ist die Tatsache, daß sich die Menschen in Berlin und
an 400 Orten Deutschlands, die sich am 17. Juni 1953 für Einigkeit und Recht
und Freiheit erhoben, schwarzrotgoldene Flaggen hißten. Der erste Aufstand
gegen den Kommunismus im Ostblock ist ein Ruhmesblatt deutscher Geschichte,
leider ein tragisches Ereignis, das mit einem Blutbad endete (vergleichbar
dem 20. Juli 1944). Auch am 9. November 1989 - sowie zuvor und nachher
bekannte man sich zu schwarzrotgold. So sind die alten deutschen
Kaiserfarben schwarz, rot und gold zu den Farben des heutigen Deutschland
geworden und werden es wohl auch in einer deutschen Monarchie bleiben. Einen
neuen Flaggenstreit sollten wir nicht provozieren.
Prof. Dr. Wolfgang
Stribrny
Tradition und Leben e.V
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